Die Self-Determination Theory bildet eine solide und belastbare theoretische Grundlage für unsere Arbeit.
Vor mehr als 40 Jahren entwickelten Drs. Richard Ryan und Edward Deci die Selbstbestimmungstheorie (SDT) als wissenschaftliches Modell zur Messung von Motivation, Verhalten und Wohlbefinden.
Mit Tausenden von Wissenschaftlern, Forschern und Fachleuten auf der ganzen Welt, die SDT als Grundlage ihrer Arbeit verwenden, ist es heute das weltweit führende verhaltenswissenschaftliche Modell für Motivation und Engagement.
Tausenden von unabhängigen Forschungsstudien bestätigen den bemerkenswerten Nutzen der Self-Determination Theory für das Verständnis, die Messung und die Gestaltung der Erfahrung, die Menschen in einem bestimmten Kontext erleben (z.B. EmployeeExperience).
Die Selbstbestimmungstheorie bietet einen leistungsstarken Rahmen, um zu verstehen, wie die persönliche Entwicklung des Einzelnen am Arbeitsplatz gefördert und unterstützt werden kann.
Die Selbstbestimmungstheorie lenkt unser Denken von der Frage "Wie können wir Menschen motivieren?" auf eine viel effektivere Frage: "Wie schaffen wir die Bedingungen, unter denen Menschen ihr volles Potenzial entfalten können?"
Die Antwort lautet: Indem wir dafür sorgen, dass sie ihre psychologischen Grundbedürfnisse befriedigen können – insbesondere der Bedürfnisse nach Autonomie, Verbundenheit und Kompetenz – entsteht qualitativ hochwertige Motivation und Engagement in ihrer stärksten und beständigsten Form. Das Resultat ist nicht nur eine gesteigerte Leistungsfähigkeit, sondern auch ein erhöhtes Wohlbefinden und persönliches Wachstum für alle Beteiligten.
Menschen verspüren von Natur aus das Bedürfnis, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen und ihre Handlungen selbstbestimmt zu gestalten. Dazu gehört auch die freiwillige Entscheidung, den Anweisungen anderer zu folgen, sei es aus Vertrauen oder der Überzeugung von deren Sinnhaftigkeit.
In der Regel lehnen Menschen es ab, wenn versucht wird, sie durch Ausübung von Macht oder Zwang zu Handlungen zu veranlassen.
Menschen sehnen sich danach, sich mit anderen verbunden zu fühlen und in einer Gemeinschaft oder einem Team dazuzugehören. Dieses Bedürfnis nach Verbundenheit kann sich auf verschiedenen Ebenen zeigen, sei es in persönlichen Beziehungen oder in beruflichen Kontexten.
Es geht dabei nicht nur um Kontakte, sondern darum, Menschen zu haben, auf die man sich in schwierigen Situationen verlassen kann und denen man selbst unterstützend zur Seite stehen darf.
Das Bedürfnis nach Kompetenzerleben bezieht sich auf das innere Verlangen des Menschen, seine Fähigkeiten und Fertigkeiten zu nutzen und erfolgreich zu sein. Menschen streben danach, ihre Kompetenzen zu erweitern und ihre Leistungsfähigkeit zu steigern, um ein Gefühl der Selbstwirksamkeit und Zufriedenheit zu erreichen.
Das Erleben von Kompetenz bildet die Grundlage für ein gesundes Selbstwertgefühl und psychologisches Wohlbefinden.
Intrinsische Motivation treibt uns an, wenn wir eine Tätigkeit ausschließlich um ihrer selbst willen ausführen, einfach aus Freude an der Aktivität. Dabei verfolgen wir keinen externen Zweck. Beispiele hierfür sind spielende Kinder oder viele Freizeitaktivitäten, die uns pure Freude bereiten.
Integrierte Regulation resultiert in Motivation, wenn wir Ziele, Normen und Handlungsstrategien so in unser eigenes Wertesystem integriert haben, dass wir sie als erstrebenswert betrachten, auch wenn die Handlungen an sich uns nicht unbedingt Spaß machen. Ein Beispiel könnte sein, dass wir bei der Tafel helfen, Lebensmittel auszugeben, weil wir dies als richtig und unterstützenswert ansehen.
Identifizierte Regulation beschreibt einen Prozess, bei dem wir für eine Tätigkeit motiviert sind, weil wir mit ihrer Ausübung einen wichtigen Zweck verfolgen, auch wenn die Tätigkeit selbst uns weder Freude bereitet noch aufgrund unseres Wertesystems als besonders lohnenswert erscheint. Ein Beispiel wäre das Lernen für die Führerscheinprüfung oder ein Berufsexamen, um die Erlaubnis zu erhalten, eine Tätigkeit auszuüben, von der wir glauben, dass sie uns Freude bereiten wird.
Introjizierte Regulation liegt vor, wenn die Motivation aus einem inneren Druck resultiert und auf den Erhalt der Selbstachtung gerichtet ist. In solchen Fällen handeln wir aus gesellschaftlichen Erwartungen, aus Angst vor Bloßstellung oder in der Hoffnung auf Anerkennung. Diese Motivation würde nachlassen, wenn wir sicher wären, dass niemand von unserer Handlung erfährt.
Externe Regulation erzeugt eine Motivation, die durch einen konkreten äußeren Anreiz bedingt ist. Dies kann beispielsweise eine Belohnung oder Bestrafung sein, die uns in Aussicht gestellt wird, wenn wir uns auf eine bestimmte Art und Weise verhalten oder eine spezifische Tätigkeit ausführen. Auch diese Motivation und das erzeugte Verhalten verschwinden, sobald der äußere Anreiz nicht mehr besteht.
Fremdbestimmtes Verhalten, das lediglich dadurch motiviert ist, dass eine äußere Anforderung erfüllt werden soll, wird
Selbstbestimmtes Verhalten, das aus einem inneren Antrieb resultiert,
Grundsätzlich ist es möglich, dass mehrere Motivations- oder Regulationsarten für ein Verhalten oder eine Handlung verantwortlich sind. Insbesondere bei den hochwertigen Motivationen kann es sein, dass eine Tätigkeit Freude bereitet, einem höheren Sinn dient und für die eigenen Ziele nützlich ist. Der Führerschein- oder Examenskandidat könnte auch Freude am Lernen empfinden (intrinsisch), den Sinn der Prüfung anerkennen (durch die Prüfung wird die Sicherheit im Straßenverkehr und die Qualität in der Berufsausübung gesichert)(integriert) und den angestrebten Zweck verfolgen (Zulassung zum Straßenverkehr bzw. Beruf)(identifiziert).
Viele Laboruntersuchungen und Studien haben gezeigt, dass externe Regulation gemeinsam mit autonomer Regulation auftreten kann. Beispielsweise haben Menschen üblicherweise die Gesetze ihrer Kultur verinnerlicht und die Prinzipien werden zu integrierter Regulation. Für die meisten Menschen ist es selbstverständlich, nicht zu stehlen, unabhängig davon ob sie einer Strafverfolgung ausgesetzt werden würden oder nicht.
Es kann jedoch auch sein, dass neue externe Regulation einst vorhandene autonome Regulation verdrängt. Das heißt, Menschen, die bezüglich einer bestimmten Tätigkeit zunächst eine autonome Form der Motivation empfunden hatten, verlieren diese Motivation, wenn sie einer externen Regulation unterworfenwerden. Ein klassisches Beispiel ist die im Jahr 2000 veröffentlichte Studie von Uri Gneezy und Aldo Rustichini, die untersuchte, welche Wirkung die Einführung einer Geldstrafe für das zu späte Abholen von Kindern aus einer Kindertagesstätte in Israel haben würde. Die Geldstrafe führte dazu, dass die Kinder deutlich häufiger zu spät abgeholt wurden als zu vor. (Gneezy, U., & Rustichini, A. (2000)). Eine weitere interessante Studie führten 2010 Murayama et al. durch, als sie die Hirnaktivität von Probanden beim Spielen einfacher Computerspiele messten. Die Gehirne von Probanden die eine Belohnung für das Spielen bekamen zeigten nach einer Weile keine Aktivität mehr im Belohnungszentrum des Gehirns, wenn die Belohnung ausblieb. Bei der Kontrollgruppe, die keine zusätzliche Belohnung bekam, stieg die Hirnaktivität im Kontrollzentrum über die Zeit sogar an (Matsumoto, M. et al. (2010)).
Meist haben wir nur wenig Möglichkeiten dafür zu sorgen, dass uns eine Tätigkeit Freude bereitet und wir intrinsische Motivation entwickeln. Fast immer können wir uns aber mit den Hintergründen auseinandersetzen und versuchen zu verstehen, welcher größere Zweck mit unserer Tätigkeit verfolgt wird. Dadurch können wir über Rationalisierung eine hochwertige Motivation der integrierten oder identifizierten Regulation erzeugen.
Es ist auch wichtig zu verstehen, dass sich gerade das Kompetenzerleben bezüglich einer Tätigkeit über die Zeit verändert. Viele neue Tätigkeiten sind zunächst frustrierend, bis sich ausreichend beherrscht werden und werden dann langweilig, wenn sie zu einfach geworden sind. Daher ist es wichtig, für jeden das richtige Maß an Herausforderung zu finden.
Wenn wir andere zu von uns gewünschten Verhaltensweisen bewegen wollen, sollten wir uns die Zeit nehmen, gemeinsame Ziele zu suchen, denen mit der Tätigkeit gedient wird. Und wir sollten sehr umsichtig mit dem Einsatz von Belohnungen und Bestrafungen umgehen, denn damit verlieren wir unter Umständen die Möglichkeit höherwertige, nachhaltige Motivationen zu entwickeln. Im schlimmsten Fall können wir mit dem ungeschickten Einsatz von Strafen und Belohnung sogar gegenteilige Effekte erzielen.
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